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Gegenwart und Zukunft der Unternehmensplanung

"KI spielt eine große Rolle, aber anders, als viele erwarten"

INTITO-Experte Christoph Hein über die Planning Trends im Jahr 2025, den wachsenden Einfluss von KI – und was die Zukunft bringen wird.

Herr Hein, Sie sagen, 2025 sei weniger ein Jahr der Neuerfindung als eines der Erkenntnis gewesen. Was meinen Sie damit?

Die Unternehmensplanung musste sich an die Realität anpassen. Wir leben in einem politischen und wirtschaftlichen Umfeld, das sich ständig ändert und verschiebt. Jahrespläne als starres Ritual funktionieren nicht mehr. In Szenarien zu denken, wird zur Pflicht. Unternehmen brauchen mehrere Blickwinkel: Best Case, Worst Case und vor allem realistische Stress Cases. Und Planung ist heute viel vernetzter. Finance, Personal, Vertrieb, Nachhaltigkeit - alles hängt zusammen. 2025 ist deshalb das Jahr, in dem wir akzeptiert haben, dass Unsicherheit der Normalzustand ist – und dass gute Planung die Fähigkeit ist, damit umzugehen.

Wie können Unternehmen auf diese neue Normalität reagieren?

Agiles Planning wird unverzichtbar. Das bedeutet: kontinuierlich planen statt einmal im Jahr. Agilität heißt, im Monats- oder sogar Wochenrhythmus nachzujustieren. Szenarien gehören dabei nicht an den Rand, sondern in den Kern des Prozesses. Wichtig ist auch eine klare Treiberlogik, die simulieren und replizieren erlaubt, ohne unzählige Tabellen zu pflegen. Und schließlich funktioniert moderne Planung nur teamübergreifend. Finance kann die steigende Komplexität nicht allein abbilden. Jeder Bereich liefert seine Perspektive ein, aber innerhalb eines gemeinsamen Modells. Am Ende ist agile Planung eine Haltung: Wir akzeptieren Unsicherheit und bauen Prozesse, die damit umgehen können.

Welche Rolle spielt Technologie dabei?

INTITO ist überzeugter Business Partner von IBM Planning Analytics. Die Software liefert für einen modernen Planungsprozess die technologische Basis. Sie ist und bleibt unschlagbar, wenn es darum geht, große Datenmengen in Echtzeit zu kalkulieren. Gleichzeitig bietet die Plattform enorme Flexibilität und Skalierbarkeit. Das Ergebnis sind treiberbasierte Logiken, die sich an den Prozessen in Unternehmen orientieren und nicht andersherum. Und nicht zuletzt integriert die Software alle wesentlichen Unternehmensbereiche – Finance, HR, Sales und ESG –, zu einer zentralen Datendrehscheibe für Analyse und Planung.

Künstliche Intelligenz ist 2025 in aller Munde - auch im Planning. Wie real ist ihr Nutzen wirklich?

KI ist in der Unternehmensplanung angekommen. Welche Vorteile das in der Praxis bietet, zeigt das Zusammenspiel zwischen IBM Planning Analytics und der IBM KI-Plattform watsonx. KI macht Prognosen stabiler, weil Zeitreihenmodelle automatisiert entstehen und Anomalien früh erkannt werden. Gleichzeitig reduziert KI den Analyseaufwand erheblich, indem sie Muster, Treiberbeziehungen und Risiken sichtbar macht. KI generiert zudem Szenarien, die Controller bewerten und weiterdenken können. Wichtig bleibt immer die Qualität der Daten. KI erkennt Ausreißer früher. Das ist ein enormer Vorteil in volatilen Zeiten, weil schlechte Daten sonst zu schlechten Entscheidungen führen. Kurz gesagt: KI macht Finance schneller, fundierter und sicherer.

„KI ist kongenialer Sparringspartner"

Wenn wir auf 2026 und darüber hinaus schauen: Wie wird sich die Unternehmensplanung weiter verändern?

Next Generation Planning zeichnet sich durch eine völlig neue Art aus, wie Unternehmen Entscheidungen vorbereiten. KI spielt dabei eine große Rolle, aber anders, als viele erwarten. KI entwickelt sich nicht zum "Magischen Automaten", sondern ist kongenialer Sparringspartner. Planung wird ereignisgetrieben und nicht mehr kalendergetrieben sein. Modelle reagieren auf Marktsignale, bevor es das Management tun muss. KI erkennt Muster, zeigt Risiken und löst Aktualisierungen aus. In fünf Jahren spricht keiner mehr über Forecasts. Szenario-Denken wird der Standard. KI wird hierbei unterstützen, indem sie belastbare Optionen generiert. KI-unterstützte Automatisierung übernimmt repetitive Arbeit, sodass Finance mehr Zeit für Analyse, Risikobewertung und Entscheidungen gewinnt. Kurz gesagt: KI macht Unternehmen entscheidungsstärker, aber nicht entscheidungsfrei.

„Wir bauen keine Modelle – wir bauen Steuerungsfähigkeit“

Welche Rolle spielen spezialisierte Beratungshäuser wie INTITO in diesem Wandel?

Viele Unternehmen besitzen gute Tools, aber beim Einsatz fehlt oft der wirtschaftliche Nutzen. Hier setzt die Expertise von INTITO ein. Wir beginnen immer bei dem größten Flaschenhals im Prozess. Wenn diese Bremsen beseitigt werden, entsteht echter Mehrwert. Gleichzeitig respektieren wir bestehende Prozesse und passen individuell an. Zudem unterstützen wir beim Organisationsumbau: Einführung klarer Rollenbeschreibungen und Verantwortlichkeiten, Business-Partnering statt Zahleneingabe, Skill-Shift von Excel-Fokus zu Modell- und Datenverständnis. An der Schnittstelle von Technologie, Prozessen und Organisation wird in Zukunft der größte Beratungsbedarf liegen. Und genau hier positioniert sich INTITO: Wir bauen keine Modelle - wir bauen Steuerungsfähigkeit.

Über Christoph Hein

Christoph Hein ist Country Manager DACH bei INTITO und einer der führenden Experten für Enterprise Performance Management und IBM Planning Analytics im deutschsprachigen Raum. Seit rund 15 Jahren begleitet er Unternehmen dabei, ihre Steuerungs- und Planungsprozesse zu modernisieren, digitale Finanzarchitekturen aufzubauen und komplexe Organisationen resilienter zu machen. Sein Schwerpunkt liegt auf der Verbindung von Business-Logik, Technologie und Organisation – mit dem klaren Ziel, Unternehmen entscheidungsstärker zu machen.